Dr. August Oetker und die Stadt Bielefeld
Bielefeld ist ein pulsierendes wirtschaftliches Zentrum in Ostwestfalen-Lippe und bietet zahlreichen namhaften Unternehmen verschiedenster Branchen optimale Standortbedingungen.
Eines davon hat sich 1891 aus einem kleinen Hinterzimmer in der Bielefelder Niedernstraße 3 zu einem der größten Familienkonzerne Deutschlands entwickelt. Der Apotheker Dr. August Oetker fand in der Aschoffschen Engel-Apotheke die genaue Menge an Backpulver heraus, die für ein Pfund Mehl benötigt wurde, um ein optimales Backergebnis zu erzielen. Die Idee, Backpulver in kleinen Tütchen portioniert zu verkaufen, vereinfachte das Backen zur damaligen Zeit entscheidend und bildete den Grundstein für den Großkonzern. Aus der Apotheke ist 1900 eine stattliche Fabrik mit Sitz in der Lutterstraße 14 entstanden, von wo aus Backin, dank der Werbestrategie mit dem Doktortitel, zusammen mit Puddingpulver, Speisestärke und Aromen einen reißenden Absatz fand. Bereits 1935/36 mussten die beiden Fabrikhallen durch Neubauten mit großem Saal ersetzt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Währungsreform konnte die Marke Dr. Oetker ihren Kundenstamm zurückgewinnen und mit Rudolf-August Oetker als Nachfolger seines Stiefvaters Dr. Richard Kaselowsky enormen Absatz mit Back- und Puddingpulver erzielen. Der Sohn August wurde 2010 von seinem Bruder Richard Oetker abgelöst, der durch seine Entführung 1976 ein spannendes Kapitel in der Firmengeschichte schrieb.
Zur Dr. August Oetker KG mit Stammsitz in Bielefeld gehören derzeit etwa 400 Firmen aus unterschiedlichen Branchen mit weltweit 26 400 Mitarbeitern. Die Dr. Oetker GmbH ist eine Holding für die Lebensmittelsparte des Mutterkonzerns mit über 40 Produktions- und Vertriebsgesellschaften. Obwohl das Hauptgeschäft der Oetker-Gruppe in der Nahrungsmittelproduktion liegt, besteht sie insgesamt aus sechs großen Geschäftsbereichen. Am Standort Bielefeld sind mehr als 1.600 Mitarbeiter mit der Verwaltung der Marke beschäftigt. Im nahegelegenen Oerlinghausen ist die Dr. Oetker Versuchsküche angesiedelt, die schon in den 60er Jahren über das Fernsehen sehr beliebt wurde, und wo alle neuen Produkte und Rezepte konzipiert und getestet werden. Ein eigener Verlag druckt in Bielefeld die beliebten und meistverkauften Koch- und Backbücher aller Zeiten.
Das großzügige soziale, kulturelle und wirtschaftliche Engagement der Familie Oetker hat für Bielefeld eine Anzahl bedeutender Bauwerke und Einrichtungen hervorgebracht.
- Caroline Oetker, die Frau des Firmengründers, stiftete damals der Stadt Bielefeld die Oetker-Eisbahn.
- Ein nach ihr benanntes Altenpflegestift im Anwesen der Familie vereint heute den Charme traditioneller Villenbauweise und gepflegtes Ambiente.
- Als größtes Highlight Bielefelds und als einer der schönsten Konzertsäle der Welt wurde 1930 die Rudolf-Oetker-Halle eröffnet. Der Stadt in Angedenken an den 1916 gefallenen Sohn des Firmengründers geschenkt, bezeugt der Bau Bürgersinn und Engagement der Unternehmerfamilie.
- Die Kunsthalle, von Rudolf-August Oetker gestiftet und finanziell gefördert, wurde 1966 vom Stararchitekten Philip Johnson erbaut. Mit internationaler moderner Kunst und häufigen Wechselausstellungen ist sie eines der bedeutendsten Museen der Nachkriegszeit.
- Die Dr. Oetker Welt auf dem ehemaligen Produktionsgelände ist ein weiteres Highlight in Bielefeld. Hier werden Geschichte und Produktion der Marke Dr. Oetker in interessanten und erlebnisreichen Führungen mit interaktiven Elementen in den neun Themenräumen dargestellt.
Die Gründung der Rudolf-August-Oetker Stiftung, der Ida und Richard Kaselowsky-Stiftung sowie des Bielefelder Kinderschutzbundes sind nur einige Beispiele des wohltätigen Engagements der Familie für die Stadt. Rudolf-August Oetker gehört verdientermaßen zu den zehn Ehrenbürgern von Bielefeld.